Das Aufdecken geheimer Ziele und WünscheEs dürfte wohl schon jeder in seinem Umfeld oder an sich selbst erlebt haben, dass es bestimmte Verhaltensweisen gibt, die gerne verändert werden möchten. Ob es sich um gesundheitliche Schwierigkeiten handelt, es um private oder berufliche Beziehungen geht oder um ein bestimmtes Verhalten, Unterstützung wird fast immer angeboten. Nur gibt es häufig Schwierigkeiten in der Umsetzung zum gewünschten Ergebnis. Das liegt meist an der falschen Diagnose.
Das Schlüssel-Herausfinden Bild:angieconscious / pixelio.deEs geht auch mit einem Menschen des VertrauensWas draußen in ausführlichen Besprechungen mit Ärzten, Therapeuten oder Heilern durchgeführt wird mit einem größeren Zeitrahmen, kann in diesem Forum nur in der Kurzversion gehen. Dies soll ein Beitrag sein, wie es jeder Interessierte mit einem Menschen des Vertrauens herausfinden kann, um was es wirklich geht. Unabhängig davon, um welchen Veränderungswunsch es sich handelt, es geht um das Verstehen des Systems.
Das SchutzsystemJeder Mensch hat so ein Schutzsystem, das auf eine sehr unterschiedliche Art und Weise zum Ausdruck bringt, dass eine Veränderung gewünscht ist. Es können bestimmte Verhaltensmuster in der privaten wie beruflichen Welt sein wie körperliche Symptome. Nur lässt der Ausdruck nicht eindeutig erkennen, was dahinter steckt. Auch mit einer einfachen Frage lässt es sich nicht klären, da der tatsächliche Grund geschützt wird, somit nicht sofort veröffentlicht werden darf, damit es nicht in falsche Hände gerät. Denn wenn es erst einmal schutzlos ist, könnte es ja noch schlimmer werden. Es wird also darauf aufgepasst.
Angebot und NachfrageJedes geschützte es wird sich somit nur dann offenbaren, wenn es das richtige Gegenüber erhält. Es geht im ersten Schritt also um die Qualifikation des gegenübersitzenden Menschen, die sich in Einfühlsamkeit, Verständnis und aufmerksamen Zuhören ausdrückt. Es ist quasi ein Gespräch mit dem Unterbewusstsein, das der Hüter von es ist. Bereits bei der Vorstellung des Gegenübers achtet das Unterbewusste genau auf die Ansprache und das Ansinnen, es muss spüren, dass dieser Mensch wohlwollende Absichten hat.
Die FragetechnikDem kommt eine Schlüsselrolle zu, die häufig auf eine zu leichte Schulter genommen wird. In solch einer Kommunikation darf es weder Ratschläge noch selbst erdachte Wege geben, denn alle Informationen zur Lösung des Wunsches von es hat es ja bereits. Es würde es als Bevormundung verstehen und sofort die Türe schließen. Auch wenn jetzt alle Voraussetzungen erfüllt sind, muss der Mensch mit seinem es erstmal in so ein Dreiergespräch und das System hineinkommen, das kann etwas dauern.
Ein Beispiel aus der PraxisIch nehme ganz bewusst einen scheinbar leichten Veränderungswunsch, weil sich an dem Ergebnis erkennen lässt, wie tief es sitzen kann. A ist der Mensch mit dem Veränderungswunsch, B ist der Gesprächspartner.
A: ich möchte morgens nicht mehr zu spät zur Arbeit kommen
B: sind es bestimmte Tage, an denen du zu spät kommst?
A: ähm, mal so, mal so
B: erinnere Dich an das letzte Mal, welcher Tag war das?
A: das war letzten Montag – häufig Montags, fällt mir grade auf
B: wie beginnt für dich der Montag, wie geht es los?
A: ich steh ganz normal und rechtzeitig auf – stimmt nicht, ich komme kaum aus den Federn, dann schnell ins Bad, Frühstück und dann fahre ich los
B: wie fühlst du dich an einem solchen Morgen?
A: (windet sich auf dem Stuhl) ähm, gar nicht so gut…
B: wo genau spürst du es im Körper, dass es dir nicht so gut geht?
A: der Magen zieht sich zusammen, Unwohlsein am ganzen Körper
B: beginnt dieses Gefühl erst am Montag, oder geht es schon vorher los?
A: (überlegt) genau genommen schlafe ich die ganze Nacht bereits schlecht
B: wie geht es Dir an dem Sonntag davor?
A: also tagsüber ist alles ok – aber abends wird mir mulmig
B: beschreib bitte dieses mulmige Gefühl näher
A: je später es abends wird, je größer wird mein schlechtes Gewissen
B: versuch dich bitte zu erinnern, ob es an früheren Sonntagen auch schon so war
A: (überlegt) kann schon sein
B: ist es erst so, seit du erwachsen bist, oder gab es in der Jugend auch solche Erlebnisse?
A: also während meiner Ausbildung bin ich auch öfters zu spät gekommen, war wohl auch Montag
B: ok, jetzt geh bitte noch einen weiteren Schritt zurück in Deine Schulzeit
A: (verliert die Gesichtsfarbe) oh, da war das ganz schlimm, da, ähm – jetzt fällt es mir wieder ein, ich hatte Sonntags fast nie die Schularbeiten gemacht und hatte ein schlechtes Gewissen
B: wie war es denn für dich in der Schule, bist du gerne hingegangen?
A: ne, über viele Jahre war es die Hölle, erst in den letzten 2 Jahren ging es, mich beschäftigten andere Dinge, über die ich nicht reden konnte.
FazitAus einer scheinbar leichten Verhaltensveränderung wurde ein Thema der Identität, das in der Veränderungsarbeit jetzt angegangen werden konnte. Der Ablauf wurde von mir verkürzt aufgezeigt, dauerte real mehrere Stunden. Die Lösung bestand darin, dass A begann Buch darüber zu führen, was er so alles in der kommenden Woche erledigen will und muss. Sonntags wurde alles abgehakt, was geschafft wurde. Mit einem befriedigendem Gefühl schlief A Sonntags ein und war am Montag in aller Früh wach und auf Betriebstemperatur. Er kam nach einiger Übung nie wieder zu spät.
Über diese aufmerksame Frage-Technik lässt es sich fast immer herausfinden, was im Verborgenen liegt und aufgedeckt werden möchte.
Geht. Klappt.
Roland Börck