Das ist der Unterschied zwischen Boreaut und Burnout
Wer einen möglichst ordentlich bis gut bezahlten Job hat, der darf sich zumindest darüber freuen, nicht auf soziale Leistungen des Staates angewiesen zu sein. Aber dadurch kommt nicht automatisch Zufriedenheit auf. Wenn der Inhalt der beruflichen Tätigkeit nicht den eigenen Vorstellungen oder Möglichkeiten entspricht, dann kann sich Unmut auftun.
So sieht Boreaut in der Praxis aus Bild: Thorsten Klemm / pixelio.deDer Boreout ist das Gegenteil vom BurnoutEr besteht aus den folgenden Elementen:
• Unterforderung: Sie beschreibt das Gefühl, mehr leisten zu können, was von einem gefordert wird
• Langeweile: Hier geht es um Lustlosigkeit und Ratlosigkeit, weil man nicht weiß, was man tun soll.
• Desinteresse: Beim Desinteresse steht die fehlende Identifikation mit der Arbeit im Vordergrund.
Damit verknüpft sind langfristig angelegte Verhaltensstrategien, die der Arbeitnehmer anwendet, um bei der Arbeit ausgelastet zu wirken und sich Arbeit vom Leibe zu halten.
Eine Unterscheidung ist wichtig: Boreout ist nicht gleich Faulheit. Boreout Betroffene sind nicht faul, sondern wurden faul gemacht. Wer angeblich faul ist, will nicht arbeiten, auch wenn man ihn lässt - so die Annahme, die Unterstellung.
Wer unterfordert ist, will arbeiten, aber das Unternehmen lässt ihn nicht. Oder es fehlt die Traute, das Heft selbst in die Hand zu nehmen.
Der Boreout ist paradoxDie Vorstellung, es sei schön, bei der Arbeit nichts zu tun, ist populär. Die Wahrheit jedoch ist: Das Absitzen von Stunden, in denen man nichts zu tun hat und einfach auf den Feierabend wartet, ist der blanke Horror. Genau diese Unzufriedenheit hält der Arbeitnehmer jedoch – paradoxerweise – mit den Strategien am Leben. Diesen Strategien sind dabei keine kreativen Grenzen gesetzt. Arbeitgeber sollten das wissen, spüren.
Die Boreout - StrategienDie Verhaltensstrategien ermöglichen es, sich während der Arbeitszeit privaten Dingen zu widmen: Planen der nächsten Ferien, einen neuen Bildschirm im noch besseren Technikformat zu ersteigern, einen neuen, virtuellen Lebenspartner im Netz zu suchen, oder einfach ein wenig im Netz surfen. Sie machen die vermeintlich gestresste Arbeitswelt zum großen Bluff.
Ein Arbeitnehmer vertuscht mit den Strategien, dass er nichts zu tun hat, und tut so, als ob er völlig ausgelastet wäre. Er verhindert dadurch, dass sich seine Situation verbessert. Er verfällt dem süßen Gift des Nichts-Tuns und wurstelt so tagtäglich vor sich hin, in der vermeintlichen Gewissheit, alles sei in bester Ordnung – obwohl es dies gerade nicht ist. Hier als Beispiel zwei „erfolgreiche“ Strategien:
Die FlachwalzstrategieBei dieser Strategie wird die Arbeit auf eine viel längere Zeit verteilt, als dafür eigentlich nötig wäre – das vorhandene Arbeitsvolumen wird flachgewalzt. Für diese Strategie eignet sich besonders ein langfristiges Projekt. Die Zeitspanne, innerhalb derer eine Aufgabe erledigt sein muss, wird – ohne Not – vollständig ausgeschöpft.
Die KomprimierungsstrategieKomprimieren heißt: voll konzentriert und hypereffizient an einer Aufgabe nicht stunden- oder tagelang herumwerkeln. Das Ziel dieser Strategie ist, eine Aufgabe so rasch wie möglich zu erledigen und eine vom Chef gesetzte Deadline sogar zu unterschreiten. Das wird dem Vorgesetzten allerdings nicht mitgeteilt. So hat man bis zum eigentlichen Abgabetermin genügend Zeit, sich seinen privaten Dingen zu widmen oder mit den Arbeitskollegen zu plaudern.
LösungsmöglichkeitDas ständige Erfinden neuer Strategien kann richtig anstrengend werden, ein Burnout wegen Unzufriedenheit oder Unterforderung ist aber sehr erklärungsbedürftig. Wenn in dem derzeitigen Job nicht die Möglichkeit besteht, das eigene Potenzial einbringen zu können, dann könnte ein intensiveres Nachdenken darüber, ob die eigenen Fähigkeiten vielleicht auf dem Markt weitere Abnehmer finden könnten, lohnend sein.
Die Strategie zur BelohnungErstmal in sich hineinschauen, sich selbst spiegeln, ein offenes und ehrlicher Gespräch mit sich selbst führen. Kann schmerzhaft sein, weil dann die Wahrheiten auf den Tisch kommen. Aber wenn nach der inneren Klärung ein Lächeln mit ins Bett huscht, dann hat sich der Aufwand gelohnt.
Roland Börck