Die Drama-Queen, der Unwissende und der CoachDas gesagte Wort spiegelt in den seltensten Fällen das wieder, was wirklich gemeint ist. Entweder es wird sich nicht getraut, oder es gibt taktische Gründe - zum Wohl des Gesprächspartners oder aus eigenem Interesse. Es gibt unzählige Situationen, wo es sich täglich abspielt. Eine davon ist diese:
Es sind noch Plätze frei Bild: Rike / pixelio.de„Liebling, wo ist der Kaffee“? fragt er mit einer freundlichen Stimme aus der Küche ins Off.
„Schatz, da, wo er immer steht“ lautet die kopfschüttelnde, aber durchaus neutral eingestimmte Antwort von ihr.
„Da ist er nicht“ sagt er nun mit einer leichten Verärgerung in der Stimmlage.
„Findest du wieder nichts? – außerdem wolltest du einkaufen gehen“ kommt es von ihr nun angesäuert vernehmbar aus dem Türrahmen der Küche.
„Ich war einkaufen…“ kommt es mit einem protestierendem Unterton „und hast die Hälfte vergessen“ fällt sie ihm lautstark ins Wort.
„Schrei mich nicht so an, jedes Mal gehst du gleich an die Decke“ grollt er zurück, die Körperhaltung nimmt Angriffsstellung ein.
Vorher noch locker am Türrahmen angelehnt, nimmt sie nun die Frontalhaltung ein, die Hände in die Hüfte gestemmt, der Kopf leicht nach vorne gerichtet, nun lautstark:
„Ich schreie überhaupt nicht, aber du lässt dich hier wie ein Pascha bedienen. Ich bin nicht deine Angestellte, mit der du so umspringen kannst wie mit deiner Sekretärin“ kommt es nun wutschnaubend mit hochrotem Kopf aus der Richtung Tür.
„Was hat denn meine Sekretärin damit zu tun?“ kämpft er zurück, „mir gehen deine ständigen Anschuldigungen auf den Geist“ sprach er, drehte sich von ihr weg in Richtung Küchenschrank und machte irgendeine Tür auf.
„Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche“ kommt es jetzt eine Stimmlage höher aus ihrer Kehle, und überhaupt hast du kaum noch Zeit für mich, ständig hast du irgendwelche Termine in der Firma – ich will gar nicht wissen, mit wem du dich da triffst…“
„Was soll das denn jetzt wieder, du weißt doch, dass wir derzeit viel zu tun haben, außerdem bist du ja auch mit deinen sogenannten Freundinnen dauernd unterwegs. Was macht ihr da eigentlich immer außer Shoppen?“ kommt es männlich-verächtlich zurück.
„Ich wusste, dass du was gegen meine Freundin hast, aber deine Mutter kann hierher kommen und gehen wann sie will, fehlt nur noch, dass die hier einzieht“ weiß sie zu kontern.
„Und überhaupt, du siehst nicht mal, wenn ich mich schön für dich mache, und, und, du läufst hier immer in diesen ausgelatschten Trainingshosen rum, ich kann die nicht mehr sehen“ kommt es mit einer ersten Träne resignierend, jetzt wieder aus dem Türrahmen.
„Ich sehe überhaupt nicht ein, ständig deine Stimmungsschwankungen aushalten zu müssen, mach endlich eine Therapie, damit du wieder normal wirst“ sprach er, ging zur Garderobe, nahm die Jacke und entwich.
"Ich ziehe zu meiner Mutter" - dachte sie laut, aber er war schon weg. Nach weiteren 4 - 22 Tränen griff sie zum Telefon und rief ihre beste Freundin an.
Beim Coach - der auch eine Freundin oder ein Freund sein kann Um solch einen, oder andere Partner - Konflikte zu managen, müssen die Spielregeln beherrscht und eingehalten werden. Es gilt, dass zu keinem Zeitpunkt Partei ergriffen werden darf, nicht mal mit der kleinsten Kleinigkeit. Weder tatsächlich noch gefühlt.
Wer auch immer von den beiden Parteien so einen Termin initiiert hat, einer will hier sein und sucht das Gespräch, der andere hält solch eine Veranstaltungen eher für völlig unsinnig und macht innerlich dicht.
Gesucht wird anfangs immer eine Koalition mit dem Coach, um diese Auseinandersetzung zu gewinnen. Da wird mit allen Tricks gearbeitet, die Frau und Mann so drauf haben. Hauptsache Recht bekommen. Schöne Idee, darf aber nicht klappen.
Die SpielregelnDie Begrüßung ist gleichlautend, beide Partner erhalten gleich aussehende Stühle, beide Stühle sind gleichberechtigt im Raum. Die Stühle müssen identisch sein, der Abstand jedes Stuhls zum Coach muss auf den Zentimeter gleich sein, damit keiner der Kontrahenten einen Bevorteilung annimmt. So wie auf dem abgebildeten Foto darf es nicht sein, das Coaching wäre bereits jetzt zum Scheitern verurteilt.
Bevor es zu den ersten Inhalten kommt, werden vom Coach die Ok`s für die Kommunikation eingeholt: Jeder darf alles sagen, es darf ausgesprochen werden, mitten im Satz wird nicht unterbrochen. Es werden keine Ratschläge oder Verhaltensmaßregeln vom Coach gegeben. Dann ist die Basis für ein erfolgreiches Coaching gelegt.
Den Erfolg in die Gedanken-Wiege legenDa die Kontrahenten meist mit einer gewissen Unzufriedenheit einlaufen, nicht unbedingt gleich im ersten Gespräch ein einvernehmliches Ergebnis erzielt werden kann, ist der Abschluss des Gespräches bereits vor dem Gespräch zu planen. Die positiven Aspekte werden abschließend gewürdigt, die Einvernehmlichkeiten deutlich aufgezeigt und nach den Zielen und Wünschen für das nächste Gespräch gefragt. Der Termin wird vereinbart - und dann kann ein bemerkenswerter Prozess in Gang kommen. Denn zum Schluss wurde die positiven Beziehungsinhalte deutlich ausgesprochen, das wirkt nachträglich.
Im besten Fall gibt es einige Tage später einen Anruf, dass kein neuer Termin mehr nötig ist, weil sie sich verständigen konnten.
Roland Börck