In der Gesprächsführung ist die aktive Stille viel wert

In der Gesprächsführung ist die aktive Stille viel wert

Bei manchen Menschen scheint fast eine Angst aufzusteigen, wenn in einem Gespräch einmal eine kleine Pause aufkommt. „Und ähm, was ich noch sagen wollte ...“ – wird als Fülltext eingesetzt, damit bloß keine Stille eintritt. Damit dies gar nicht erst eintreten kann, wird ohne Punkt und Komma drauflosgesprochen. Oder es werden einfach Statements mit Inhalten abgegeben zu Themen, die gar nicht gefragt sind. Stille kann viel mehr erzählen.


                                   Ich höre deine Gedanken ...
                                Bild: www.jenafoto24.de / pixelio

Wer zuerst denkt, bevor er redet, wer schweigt, statt sich schnell zu rechtfertigen und wer bewusst Stille zulässt, wird mehr Wirkung erzielen – und erfolgreicher sein.

Das Schweigen konstruktiv und gezielt einsetzen

Gerade in schwierigen Gesprächssituationen hat Schweigen einen Überraschungseffekt. Statt sich nach einem Vorwurf zu rechtfertigen, nach einer Behauptung eine Gegenbehauptung aufzustellen oder auf eine Drohung hin verbal zurückzuschlagen, einfach zuerst schweigen. Selbst wenn die Stille nur einen Moment dauert, gibt sie zusätzliche Kraft, weil es zu einer Befreiung von inneren Zwängen kommt und keine Provokation zugelassen wird. Und es wird Zeit für einen souveränen Konter gewonnen, dem Gegenüber wird der Wind aus den Segeln genommen. Es kann sogar soweit gehen, dass der Gesprächspartner über seine eigenen Worte ins Nachdenken kommt.

Der pädagogische Einsatz des Schweigens

Ob bei Kindern oder Mitarbeitern – nach jeder Frage, jedem Auftrag respektive Wunsch eine Pause setzen, um Raum für allfällige Fragen zu schaffen. So erhalten die Angesprochenen die Chance, das Gehörte zu verinnerlichen. Außerdem zeugt es von Respekt, zwischendurch innezuhalten und dem anderen zu zeigen, dass auch zugehört werden kann.

Es ist nicht peinlich, wenn einmal Stille herrscht

Sich im Restaurant einen Abend lang schweigend gegenüberzusitzen, ist nicht gerade die Traumvorstellung eines Tête-à-Tête. Auf der anderen Seite muss nicht jede Sekunde mit Gerede gefüllt werden. Es kann auch bereichernd sein, still nebeneinander durch den Herbstwald zu gehen oder die Aussicht auf einer Bergspitze gemeinsam wortlos zu genießen. Je mehr Vertrauen zwischen zwei Personen herrscht, desto besser gelingt es, Stille zu schätzen.

Erst denken, dann reden

Die meisten Menschen antworten auf Fragen reflexartig, ohne lange nachzudenken. Durch einen Moment der Besinnung jedoch kann überlegt geantwortet werden und es schützt vor schnellen Zusagen, die zu Problemen führen könnten. Eine reflektierte Antwort führt zudem zu tiefgründigeren Gesprächen.

Pausen als Stilmittel einsetzen

Pausen sind auch ein wirkungsstarkes rhetorisches Stilmittel. So kann der Ernst der Lage auch durch den Einbau einer Pause verdeutlicht werden: „Herr Müller – es geht um ein unangenehmes Thema – um die Verzögerung Ihres Projekts“, oder der Laudatio mehr Gewicht verleihen: „Herr Schmidt – ein engagierter Mitarbeiter – auf den jederzeit Verlass ist ...“. Nichts unterstreicht das Gesagte mehr als eine deutliche Pause mit Blickkontakt, in der die Worte wirken können.

Bei Stress eine Minute innehalten

Bei der größten Hektik eine Minute ruhig aus dem Fenster schauen. Dadurch wird Kraft getankt und der eigenen Intuition eine Chance zum Aufbau gegeben, bevor der Verstand die Oberhand erhält. Die Intuition ist in den meisten Fällen der bessere Ratgeber.

Kurz, knapp und knackig

Wenn die eigenen Inhalte und Ziele sicher sind, wird kein langer Dreiseiter benötigt, sondern es genügen nur wenige Zeilen, um sich verständlich zu machen. Wer sich kurz und klar ausdrückt, statt in Endlosschleifen zu sprechen, erreicht die Ziele schneller.

Aktives Zuhören

Nur wer schweigen kann, kann zuhören, und nur wer zuhört, erfährt, was das Gegenüber wirklich beschäftigt und was ihm wichtig ist.

Roland Börck