So kann die Privatinsolvenz vermieden werden
Schulden entstehen dann, wenn etwas angeschafft wird, was nicht bezahlt werden kann. Da gibt es im privaten Leben durchaus sehr sinnvolle Anschaffungen, die auf Kredit gekauft werden, wie zum Beispiel eine Immobilie als Altersversorgung, allerdings auch Konsumanschaffungen, die eher als Ersatzwelt fungieren.
Die inneren Anreize zur Wunscherfüllung können so groß werden, dass der Blick auf`s Bankkonto schlichtweg ausgeblendet wird. Die Auswirkungen einer Anschaffung ohne ausreichende Deckung wird in dem Moment auch nicht weiter beachtet, maximal wird kurz hochgerechnet, dass diese Neuverschuldung schon irgendwie zurückgezahlt werden kann.
Geld ist doch da ... Bild: uschidreiucker / pixelio.deSchulden bauen sich langsam aufEinmal mit diesem Verfahren angefangen, kann sich über die Monate und Jahre ein stattlicher Schuldenberg aufbauen, der irgendwann in einem sehr ungesunden Verhältnis zum eigenen Einkommen steht. Die angehäufte Summe der Verschuldung ist nicht maßgeblich, sondern steht zum Zeitraum und dem zukünftigen Einkommen, bis wann die Schulden wieder zurückgezahlt werden müssen.
Wenn allerdings der Überblick verloren gegangen ist, dann nützen solche Gedankengänge nicht mehr weiter. Es entwickelt sich ein ständig schneller werdender Trend zu Fehlentscheidungen, weil der Kopf gar nicht mehr in der Lage ist, objektiv zu beurteilen, was jetzt getan werden muss. Im Zweifel werden neue Kredite aufgenommen, um Löcher zu stopfen, Mahnungen von unbezahlten Rechnungen häufen sich, Teilzahlungsvereinbarungen werden nur einige Male eingehalten, es kommen die ersten Zwangsandrohungen, der Gerichtsvollzieher klingelt erstmalig an der Türe – spätestens jetzt sollten alle Alarmanlagen angehen, damit die Abgabe der Eidesstattlichen Versicherung noch vermieden werden kann.
Nur ein klarer Kopf hilft weiterOhne Unterstützung von einem Menschen mit kühlem Kopf und gleichzeitigem Einfühlungsvermögen kommt da fast niemand mehr alleine heraus, wie die hohe Anzahl der Privatinsolvenzen jährlich zeigt. Es gibt eine ganze Reihe von sozialen Trägern, die unentgeltlich ihre Hilfe anbieten, häufig jedoch eine Warteliste wegen der hohen Anzahl der Suchenden beinhalten.
Der Ablauf zur Lösung sieht immer so aus:1. Order erstellen mit Register, um einen Überblick zu bekommen
2. Übersichtsblatt erstellen in Word, wo sämtliche Einzelpositionen hineinkommen
3. Einsortieren aller offenen Positionen
4. Übersicht aller Verbindlichkeiten mit aktuellen Zwischensummen erstellen
5. Mahnungen + Androhungen sind besonders zu beachten
6. Einkommenssituation der Familie aufstellen
7. Aufstellung über die monatlichen, fixen Ausgaben
8. Aufstellung über die monatlichen Haushaltskosten
Im Ergebnis ergibt sich daraus, ob das monatliche Haushaltseinkommen überhaupt ausreicht, um die aufgelaufenen Verbindlichkeiten decken zu können. Wenn die 8 Punkte wahrheitsgemäß und nicht geschummelt aufgeführt wurden, sieht das Ergebnis meist erschreckender aus, als angenommen. Jetzt kann mit dem Ergebnis gearbeitet werden.
Jetzt muss mit den Gläubigern verhandelt werden, um eine drohende Privat-Insolvenz noch zu vermeiden. Zwischen 0 und ca. 25% liegt die Quote, die als Verhandlungsbasis zur Verfügung steht, Spielraum ist also da, um die Gesamtsumme der Schulden binnen kurzer Zeit zu reduzieren.
Der Schlüssel in der Umsetzung liegt in der eigenen Ehrlichkeit gegenüber sich selbst, wer hier noch die „Schuld“ an der Misere anderen Menschen zuschiebt, wird sein Verhalten auch zukünftig nicht ändern und bleibt in der Schuldenfalle.
PS: Auch wenn nach dem derzeit geltenden Insolvenzrecht die Schulden nach 3 Jahren erlassen werden, kommt die nächste Insolvenz ganz sicher - wenn im Kopf nicht umgeschaltet wird. Es geht darum, eine Alternative zum Kaufen zu finden ...
Roland Börck