Ego-Aufwertung: Dr.-Titel für 39.- Euro

Ego-Aufwertung: Dr.-Titel für 39.- Euro

Das größte Suchportal auf diesem Planeten ist nicht Google, sondern das Ego. Im Gegensatz zur Onlinewelt, wo noch Begriffe zur Findung eingegeben werden müssen, läuft das Ego-Suchprogramm meist auf Vollautomatik. Insbesondere ist es daran interessiert, nicht nur den Status quo seines Patienten aufrecht zu erhalten, sondern möchte liebend gerne eine Steigerung erfahren. Endlich gibt es für kleines Geld großes Ansehen.


                     Hauptsache der Titel macht was her
                         Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Vom grauen Kittel in den weißen Aufstieg

Menschen brauchen bei der Einsortierung von Menschen zumeist eine Hilfestellung, die es ihnen ermöglicht, in Sekundenbruchteilen erkennen zu können, mit welchem Typus Mensch sie es zutun haben. Bei einem Graukittelträger mit dem vermeintlichen Job eines Hausmeisters ist das Schubladenansehen nicht so hoch wie einem Menschen, der weiß trägt. Ist zudem noch ein Namensschild auf dem Kittel zu erkennen, sind mehrere Kugelschreiber im Brustfach zu erspähen, wenn sogar noch ein Stethoskop um den Hals hängt, dann muss es ein Doktor sein. Ein höheres Ansehen ist fast nicht möglich.

Professor-Titel für 49.- €

Das hört sich ja noch besser an, ein Professor, ein hochgebildeter Mensch. Der weiß alles, ganz sicher. Das ist fast so viel wert, wie von einem Adligen adoptiert zu werden. Hauptsache es hört sich wichtig an – schon wird der Titelträger zu erlauchten Ereignissen eingeladen. Dass bei solchen Veranstaltungen meist nur C-Promis anzutreffen sind, egal. Dabei sein ist alles.

Ein Scherz?

Nein, ein Gutscheinportal bietet diese Titel an. Für 39.- € darf man sich Dr. h. c. nennen – allerdings in skurrilen Fachrichtungen wie zum Beispiel Ufologie. Dass es sich nicht um akademische, sondern um kirchliche Titel Handelt, ist nur ein kleiner Randhaken.

Das Angebot scheint auf große Resonanz zu treffen. Für das Geld bekommt man eine offizielle Urkunde mit Stempel. Das alles ist ganz legal – allerdings handelt sich nicht um echte Titel, die man auch nicht offiziell tragen darf. In den USA kann jede Kirche solche Doktortitel verleihen. Viele der kleinen Gemeinschaften verkaufen die Titel im Netz, so wie die MLDC. Diese nennt sich offiziell „Miami Life Development Church“. Allerdings ist keine klassische Kirche gemeint.

Das steckt dahinter

Was dahintersteckt, beschreibt die MLDC auf seiner Webseite: „Die MLDC ist bemüht um die Errichtung einer humanitären Weltordnung und mit Verständnis in die Notwendigkeit, eine weltweite Lobby für die Menschen einzurichten. Innovative Ideen und völlig neue Wege schlagen wir nicht nur vor, wir leben sie auch!“

Offiziell kaufen darf man die Titel dort nicht – man kann sie nur gegen eine Spende erwerben – darauf weist auch das MLDC auf seiner Webseite hin. Die MLDC vergibt Doktortitel in allen möglichen Fachgebieten. 65 Bereiche stehen zur Wahl: Man kann Doktor of Exorcism (Exorzismus), Aromatherapy (Aromatherapie), Motivation, Gospel Music oder Ufology (Ufologie) werden.

Beachtet werden muss dies:

• Es muss klar sein, dass es sich um einen kirchlichen Ehrentitel (h.c.) handelt,
• es muss das Fachgebiet genannt werden,
• ebenso das Herkunftsland des Titels.

Ein Käufer des Schnäppchens darf seinen Doktor nur wie folgt verwenden: „Max Mustermann, Dr. h.c. of Metaphysical Sciences, MLDC Institute (USA)“. Unter Juristen ist allerdings umstritten, ob das legal ist – oder ob dies schon Titelmissbrauch sein könnte.

Es kann sogar noch gesteigert werden

Beim Druck der Visitenkarte wird dann einfach dieser juristische Kleinkram vergessen, vor dem Namen steht in der Kombination einfach Prof. Dr. Dr. – macht zusammen 127.- €. Jetzt nur noch einen tollen Beruf dazu erfinden: Interplanetarischer Grundstücksmakler. Angeboten werden Grundstücke auf dem Mars, der Venus und dem Mond – mit Zertifikat erhältlich. Planetengrundstücke werden für 29,95 € angeboten, Sternschnuppen für 49,95 €. Auch das gibt es tatsächlich.

Die Ego-Aufwertung ohne Urkunde

Es gibt Menschen, die müssen nix können. Hauptsache, sie sind an der Seite eines Menschen, der was kann. Frau Geheimrat wurde mal hoch gehandelt, Spielerfrau weniger. Die Nummer 1 ist und bleibt: Was machen sie beruflich? Meinem Vater gehört...

Ich bin nur Roland Börck - das muss reichen