Die große Ressource Ideenmanagement im Unternehmen
Ich habe eine tolle Idee ... – diesen Gedanken kennt jeder Mensch aus eigener Erfahrung, unabhängig davon, in welchem Beruf gearbeitet wird. Aber nur Sekunden später kann der Anschlussgedanke aufkommen, macht diese Idee auch Sinn und kann sie auch umgesetzt werden? - und darf ich diese Idee auch im Unternehmen für mich gefahrlos einbringen?
Es lebe die Freiheit der Kreativität
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de
Kreative Wertschätzung fördert das WagnisklimaJetzt hängt es davon ab, welche Ideen-Kultur in dem Unternehmen gelebt wird. Wie hoch die Wertschätzung von Kreativität im Unternehmen ist, zeigt sich spätestens nach dem Vortragen dieser tollen Idee. Klassisch die alte Schule war, so was brauchen wir nicht, oder das bringt nichts, und immer wieder gern genommen: Das haben wir alles schon mal ausprobiert... – Gesprächs-Ende.
Probieren wir es einfach ausWarum halten so viele Unternehmen an ihren schwerfälligen Innovationsprozessen fest? Unter anderem aufgrund des Bedürfnisses nach Absicherung seitens des Managements. Geordnete Prozesse täuschen ihm Sicherheit vor. Dem Denken vieler Manager ist dieser Gedanke fremd: Lasst uns das doch einfach mal ausprobieren. Und wenn die ersten Versuche scheitern? Dann lernen wir daraus.
Experimente sind gewünschtEin solches Managementdenken eignet sich nicht für Zeiten des schnellen Wandels. Heute gilt für innovative Unternehmen: Sie haben in ihrer Organisation eine Kultur des Experimentierens etabliert. Amazon-Gründer Jeff Bezos ist zum Beispiel überzeugt: „Man muss ein Unternehmen so organisieren, dass die Struktur eine möglichst hohe Zahl von Experimenten zur gleichen Zeit zulässt.“
Neun schlechte Ideen helfen, die zehnte gute zu entwickelnGenau damit tun sich Unternehmen im deutschsprachigen Raum schwer. Innovation, gerne – aber bitte kein Risiko. Nur knapp jedes fünfte Unternehmen fördert aktiv Experimente, die nicht von Studien und Analysen abgesichert sind. Und nur 12 Prozent akzeptieren schlechte Ideen als Teil des kreativen Prozesses. Das steht in Widerspruch zu hochinnovativen Unternehmen wie Research in Motion. Die Philosophie von dessen Gründer Mike Lazaridis lautet: „Neun schlechte Ideen helfen, die zehnte gute zu entwickeln.“ Nur 24 Prozent befragter Innovationsmanager würden sich trauen, einen echten Querdenker in ihr Team zu holen. Und nicht einmal jedes vierte Unternehmen sorgt dafür, dass die eigenen Denkwege regelmäßig von außen infrage gestellt werden.
Die Besatzung eines Schiffes klärt das RollenverständnisEs gibt die Rolle im Kopf – und im Gefühl. Völlig egal, welche angestammte Position ein Teilnehmer üblicherweise hat, mit diesem kleinen Modell lässt sich schnell herausfinden, wer welche Position wirklich übernehmen möchte. In Unternehmen gehört dazu schon eine gewisse Traute der Führung, weil es mit Sicherheit Überraschungen geben wird. Deshalb ist ein Gesamtkonzept erforderlich, damit es auch einen nachhaltigen Erfolg gibt.
Dieses kleine Modell der Schiffsbesatzung zeigt die gefühlte Struktur, nicht die derzeit gelebte. Voraussetzung: ein großer, freier Raum.
Die Teilnehmer haben sich ein Segelschiff vorzustellen, das auf See stechen will. Die Besatzung des Schiffes besteht aus den Personen, die gerade anwesend sind. Jetzt geht es darum, dass dieses Segelschiff erfolgreich und gefahrlos segeln kann, die Besatzung gut versorgt ist, jeder das einbringt, was zum erfolgreichen Segeln auf einem Schiff erforderlich ist. Es stehen folgende Positionen zur Verfügung: Kapitän, Navigation, Ausblick, Ruder, Technik, Funk, Kombüse und was sonst noch gebraucht wird. Und nun möge jeder den Platz auf dem Segelschiff einnehmen, den er gerne hätte.
Wenn die Teilnehmer ihren Platz gefunden haben, sollte diese „Stellung“ der Besatzung fotografiert werden, weil die genaue Position der einzelnen Teilnehmer intuitiv erklärt, weshalb sie gesucht wurde. Nun werden die Besatzungsmitglieder gefragt, weshalb sie sich diese Position ausgesucht haben. Es wird Überraschungen geben, ganz sicher.
Die neue EigenmotivationWenn die intuitiven Wünsche und Ziele der Teilnehmer anschließend eingebracht werden dürfen, Freiräume zur Verfügung gestellt werden, dann kommt eine ganz neue Eigenmotivation auf. Wenn sich die Beteiligten über die erzielten Ergebnisse freuen, der soziale Umgang funktioniert hat, dann wird auch nach einer Folgeveranstaltung gerufen.
Fazit:Die Menschen im Unternehmen fühlen sich ernst genommen und wohl. Wer sich einmal einbringen durfte, vielleicht sogar mit einer bekloppten, durchgeknallten und scheinbar undurchführbaren Idee, wird immer wieder kreativ sein. Und sich darauf freuen, sie präsentieren zu können.
Und als Unternehmer brauchen Sie keine Werbeagentur mehr.
PS: Ein kleines Beispiel aus der Corona-Unternehmer-Welt. Ein kleiner Spielzeug-Laden in einer Einkaufspassage musste die Türe schließen. Die Inhaberin kam auf die Idee, ihre ganzen Produkte mit ihrer Handy-Kamera abzulichten, im kleinen Format auszudrucken und mit Bestellnummer an die Scheibe zu kleben. Vor das Schaufenster hat sie eine Schachtel mit selbst gebastelten Flyern gestellt, wo jeder sein gewünschtes Spielzeug ankreuzen konnte. Name und Telefonnummer dazu. Ein Gespräch. Abholtermin. Geld in den Korb. Fertig.
Geht doch.
Roland Börck