Die hohe Kunst der Zusammenfassung
Es gibt im privaten wie im beruflichen Bereich manchmal Gesprächsbedarf. Dann wird diskutiert, die Fakten und Meinungen werden auf den Tisch gelegt. Und wie geht das aus?
Bring es zusammen ... Bild: picks / pixelio.deDie Businessplan-ErfahrungAls ich 2002 den ersten Businessplan erstellte für einen Unternehmens-Gründer, wusste ich noch nicht genau, worauf es wirklich ankommt für einen Banker. Ist es das Gesamt-Konzept, das Marketing oder die Rentabilität.
Ich ging mit diesem Business-Plan zu einer Gründer-Förderbank in NRW, die es leider nicht mehr gibt. Ich stellte das Konzept vom Unternehmer vor. So um die 35 Seiten lang. Mit allen Komponenten, die es laut Lehrbuch zu geben hat. 30 Minuten vorher war ich da, damit ich ja nicht zu spät komme. Ein Caffee in der Nähe half mir, mich zu sortieren, mich vorzubereiten.
Dann war es soweit. Ich kam in dieses Förder-Institut. Eine große Eingangs-Halle suggerierte mir, jetzt wird es wichtig. Freundlich wurde ich begrüßt, dann wurde ich geleitet zu dem Mann, der das Konzept, den Business-Plan, bewertet, beurteilt.
Ich erzählte kurz, worum es geht. "Sie haben den Businessplan dabei?", fragte mich der Mann. "Ja, natürlich" ... - und holte ihn aus meiner Aktentasche heraus. Und jetzt wurde es zu schnell für mich. Erstmalig sah ich, wie ein routinierter Förder-Banker einen Businessplan liest und beurteilt. Zuerst kam die Zusammenfassung, dann die letzte Seite, die Rentabiltätsvorschau. Dann zurück zum Inhaltsverzeichnis, um die Seite mit den Investitionen zu finden.
Dieser Mann erklärte mir, welche Förderprogramme für das unternehmerische Vorhaben die richtigen sind. Er nannte sie mir. Ich kam überhaupt nicht mehr mit. Ich fragte den Mann, ob ich mitschreiben dürfe. Damit ich verstehe. Ich durfte - mit einem, seinem Blick, der mir erklärte, ich bin noch in der Ausbildung.
Ich lernte im Verlaufe der danach erstellten Unternehmenskonzepte, Businesspläne, worauf es ankommt in der Bewertung eines Bankers, eines Investors. Der Businessplan ist nicht entscheidend, sondern der Initiator der Unternehmung. Der Businessplan kann noch so gut geschrieben sein, die Zahlen noch so schwarz sein - es kommt auf die Zusammenfassung des Initiators an.
Das vernetzte Denken in BesprechungenIn jedem Unternehmen gibt es Besprechungen, Meetings und Workshops. Je offener die Kommunikations-Kultur, desto freier können / dürfen die Menschen sich einbringen. Wer dies schon öfters erlebt hat, weiß, dass es unterschiedlichen Typen gibt. Die einen bringen sich sofort ein, andere permanent und noch andere halten sich erstmal zurück und hören aufmerksam zu. Bevor dieser Typus sich einbringt, vernetzt er sein Denken darauf, was für Auswirkungen sein angedachter Beitrag haben würde. Erst wenn er konsensfähig ist, kommt die Wortmeldung. Oft zur Überraschung aller anderen Teilnehmer der Runde.
Die Erklärung des eigenen JobsGelegentlich kommt es vor, dass sich zwei Menschen kennen lernen. Und häufig wird danach gefragt, "und was machen Sie beruflich?". Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, wie geantwortet werden kann. Es wird kurz und knapp der Beruf genannt: Bäcker, Arzt, Kfz-Mechatroniker, Unternehmerberater & Co. Damit ist dieser Gesprächsblock beendet. Denn was soll der andere darauf noch sagen. Höchstens ein "Aha".
Die zweite Möglichkeit ist, das Ergebnis seines Jobs so zu beschreiben, dass der andere Gesprächspartner Interesse an mehr Informationen erhält. "ich backe ganz leckere Brötchen und tolle Kuchen", "ich helfe Menschen, ganz schnell wieder gesund zu werden", "ich repariere defekte Autos so, dass sie anschließend lange laufen", "ich helfe Menschen, wirtschaftlich erfolgreicher zu werden". Um einige Beispiele zu nennen.
Die Zusammenfassung in FernsehzeitschriftenEs gibt mehrere Fernsehzeitschriften, die beschreiben einen Film möglichst neutral. Und ganz zum Schluss gibt es ein kleines Kästchen, wo in wenigen Worten der ganze Film bewertet wird. Das ist die ganz hohe Kunst.
Ich halte die Klappe - bis ich was weiterbringendes zu bieten habeEs gibt Mädels und Jungs, Damen und Herren, die gerne im Vordergrund stehen. Meist haben sie nix drauf - deshalb machen sie das ja. Vor einigen Jahren waren es It-Girls. Sie konnten nichts, waren aber immer dabei. Heute nennen sie sich Influencer. Huih. 15-Jährige erklären 13-Jährigen, wie sie sich zu schminken haben. Welch Weiterentwicklung. Die jungen Kerle sind auch nicht besser.
Ich komme aus der introvertierten Welt mit Analytik-Tendenz. Zu Wort melde mich erst dann, wenn es weiterhilft. Manchmal bin ich ganz schön lange ruhig.
Roland Börck